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Kleintierpraxis
Mäuschen wieder von einem „Nein“ begleitet, usw. Aber hier hat der Hund nur eins
Was lernt also der Hund? Ja genau, wenn was Tol- gelernt: Es lohnt sich zu bellen. Mit
les da ist, dann schreit mein Frauchen/Herrchen dem Bellen erhält man die sofor-
(muss ich hier Diverschen auch schreiben?) „Nein“. tige Aufmerksamkeit. Also wird das
Wenn ich also „Nein“ höre schau ich lieber mal was in Zukunft auch so gemacht. Aber
Frauchen/Herrchen/… da gefunden hat. Das ist ein was hätte der Besitzer da anders
Punkt, warum manche Hunde eher auf „Nein“ hö- machen können? Gutes Verhalten
ren, als auf ihren Namen. mit Aufmerksamkeit belohnen! D.h.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Hunde leider sobald sich der Hund ruhig neben
oft ignoriert werden, wenn sie etwas Tolles ma- den Besitzer gesetzt hat, hätte er
chen. Es wird als selbstverständlich angesehen, belohnt werden können. Das kann
dass Hunde nicht hochspringen, Fressbares am Bo- Aufmerksamkeit sein oder/und Fut-
den liegen lassen und keine Passanten verbellen. ter. Man muss also reagieren BEVOR
Springt der Hund dann doch hoch, folgt ein „Nein“ der Hund ein unerwünschtes Ver-
und der Hund hat die volle Aufmerksamkeit seiner halten zeigt, denn nur so kann man
Besitzer. Egal, ob diese Aufmerksamkeit negativ ist ihm zeigen, was auch erwünscht ist.
oder positiv. Er hat Aufmerksamkeit und wird so Wenn das Kind schon in den Brun-
sein Verhalten wieder ausführen. Ein gutes Beispiel nen gefallen ist und der Hund schon
ist, wenn man sich am Gartenzaun mit den Nach- bellt, dann kann man eine Bellpause
barn unterhält oder mit Passanten auf der Straße. abwarten und den Hund dann be-
lohnen. Je länger die Bellpause ist,
Der Hund beschäftigt sich selbst, läuft rum, wirft bevor er belohnt wird umso besser,
den Ball in die Luft und hat allein Spaß. Irgendwann denn manche Hunde lernen dann
wird ihm das zu langweilig und er legt sich neben einmal zu bellen, um dann ein Le-
seinen Besitzer und wartet, dass etwas passiert. Da ckerchen zu bekommen. Besser ist
die Nachbarn aber bei einem Bierchen am Zaun in- in jedem Fall, so ein Bellen gar nicht
tensiv über die bevorstehende Weihnachtsparty erst entstehen zu lassen. Also früh-
diskutieren, wird dem Hund langsam doch etwas zeitig beginnen erwünschtes Ver-
langweilig. Der Hund bellt. Nichts passiert. Er bellt halten zu belohnen und als nicht
noch einmal. Und noch einmal ein bisschen lauter. selbstverständlich anzusehen. Jeder
„Schhhh“ zischt ihn sein Herrchen an. Mmh, funkti- Hund zeigt vor dem unerwünsch-
oniert denkt sich der Hund. Also nochmal ein lau- ten Verhalten immer ein erwünsch-
ter Beller. Jetzt wird es dem Herrchen zu bunt und tes Verhalten. Man muss es nur er-
ein lautes „Nein, hörst du wohl auf“ folgt. Als das Ge- kennen und belohnen. Manchmal
spräch dann weitergeführt wird, gibt der Hund al- ist die Zeitspanne des erwünschten
les. Ein eintöniges Anbellen seines Besitzers folgt. Verhaltens vor dem Unerwünschten
Dieser bricht das Gespräch mit den Worten „Keine sehr kurz, aber auch das kann man
Ahnung, was der heute hat“ ab und geht schimp- mit einem guten Trainer trainieren,
fend mit dem Hund ins Haus.
um diese Zeitspanne etwas zu ver-
Ist ja schließlich auch kein Zustand, wenn er den längern, um Zeit für Belohnungen
ganzen Ort zusammenbellt. Nein, natürlich nicht. zu haben.
Schreiben Sie doch
mal für einen Tag
eine Liste. Für jedes
„Nein“, „Lass das“,
„Weg da“, usw. ein
Strich, für jedes Lob
einen Smiley. Was
überwiegt bei Ihnen
und Ihrem Hund?
Gerne schreiben Sie
auch dazu, in wel-
chen Situationen Ihr
Hund diese negati-
ve Aufmerksamkeit
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