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Kleintierpraxis
Weihnachten damals in meinen Kindertagen
Heute werd‘ ich keine launige und lustige, son- auch dem letzten Deppen klar sein, dass eine Imp- deutlich Risse bekommen. Wenn es jetzt bald kei-
dern eher eine besinnliche Story schreiben. Wahr- fung nicht die Infektion verhindert, sondern dass ne Elektronikartikel mehr gibt und die Fressalien
scheins bin ich nicht der Einzige, der sich vorkommt das Immunsystem mit den Erinnerungszellen an- knapp werden, was ja was is dann eigentlich. Früher
wie in „und ewig grüßt das Murmeltier“ in dem na- springt und eine schwere Erkrankung verhindert. gab‘s auch nicht alles, sagt meine Mam. Ihr jüngs-
henden Weihnachtstagen. Klar, es liegt in der Sa- Das ist der Sinn, gleichzeitig wird das Virus in sei- ter Bruder, mein Onkel wurde 1951 geboren, im-
che selbst Weihnachten, die sich jährlich wieder- ner Möglichkeit zu mutieren, erheblich beschränkt. mer wenn er sich als Kind/ Jugendlicher beschwert
holt. Da gehört eine zünftige Kontaktbeschrän- Wir hatten es auch schon und kämpfen uns nach hat, dass er zu kurz kommt, haben seine älteren
kung und schwarze Nachrichten dazu. Nein, etz im Quarantäne und Freitesten durch und halten den Geschwister gesagt „Geh hör auf, bei Dir hat es ja
Ernst, die Politiker haben mein Mitgefühl, die kön- Blick nach vorn. Es is schad, dass die Meinung nicht schon Bananen gegeben“. Als ich klein war, gab es
nen es bloß noch falsch machen. Tatsache ist, dass mehrheitlich für eine Impfung ist, dann wäre die auch schon tolle Geschenke, aber in Maßen (war
jetzt ein paar sehr schnelle Mutanten unterwegs Gefahr deutlich eingedämmt, was schwere Ver- auch nicht so viel Kohle da).
sind, die mit einer Vehemenz durch die Bevölke- läufe angeht. Mir fällt wieder ein, wie Weihnachten vor 50 Jahren
rung streichen, dass man es fast ned glaubt. An al- O.k. - genug Coronatalk, schließlich is Weihnach- bei uns war. Erst waren wir nachmittags mit Papa
len Ecken und Enden gibt‘s Positive. Und natürlich ten. Der Dean Martin singt bei mir grad „Rudolph bei den Ponys, Reiten durch den verschneiten Wald
haben die Geimpften auch Infektionen. Müsste the rednosed reindeer“, die beste Ehefrau von al- (Mama hat den Christbaum geschmückt, weil sie
len backt einen Apfel- seit in der Früh bis mittag im Geschäft gestanden
kuchen, der Adpfents- ist.) Wir waren alle in wollenen Strumpfhosen, die
kranz brennt und es gejuckt haben wie Sau. Drei Pullover aus Schafwol-
duftet nach Nadeln. le übereinander, die auch gejuckt haben und beim
Meine dampfende Tee- Nasswerden ein einzigartiges Nötchen entwickelt
tasse duftet nach Rum. haben. Zipfelhauben und Fäustlinge aus was? Rich-
Plätzchen stehen auf tig aus Wolle. Aber es is nie was Schlechts, wo ned a
dem Tisch. Grad hab wos guads is. Uns hat nie gefroren.
ich mit einer Freun- Wenn wir dann längst ist es dunkel geworden, aus
din telefoniert, die im dem Wald über die Feldwege Richtung Gietlhof ge-
Einzelhandel Beklei- ritten kamen, die Luft riecht nach Schnee, war das
dung Wohlfühlklamot- wie im Märchenbuch. Es ist stockfi nster, der Atem
ten verkauft. Alles ab- der Ponys steigt in Schwaden auf, als sie dahinzo-
verkauft! Mi host gern, ckeln. Gelb glimmt das Hofl icht in der Ferne, man
jetzt werden nicht nur hört Kühe muhen und der Misthaufen dampft in
die Halbleiter knapp, der Kälte wie ein Vulkan. Am Apfelbaum hängen
sondern auch die Jog- noch die letzten roten Knackerl und senden auch
ginghosen. Die selbst- einen zarten Duft. Im Stall angekommen wer-
verständliche Verfüg- den die Ponys versorgt und gefüttert und stehen
barkeit von allem hat bis zum Bauch im frischen Stroh. Zufrieden fres-
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