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Kochen






                                             Die guten alten Kartoffelgerichte
       Kartoffelspeisen  waren die wahre  Stärke  der   Bauchstecherl oder gewuzelte Lul  dann einfach in Butter nach.
       bäuerlichen Hausfrau. Nicht oft war die Möglich-  Durch ihre lustige Form werden sie besonders
       keit gegeben Fleisch auf den Tisch zu bekommen.   gerne von Kindern gegessen. Man bereitet einen   Fransendotsch
       Fleisch war dem Sonntagsmahl vorbehalten. Un-  Kartoffelteig wie bei den Kartoffelzelten und rollt   Ein Kilogramm rohe Kartoffeln werden gerieben,
       ter der Woche galt es, sich an einfacheren, aber   etwa ein Zentimeter dicke und fünf Zentimeter lan-  ausgepreßt, mit zwei Eiern, Salz und einer Tasse
       kräftigen Speisen satt zu essen. Hier haben die   ge Nudeln aus. Nach Möglichkeit sollten die Enden   ausgelassenen Schweinegrieben vermischt. Die-
       Kartoffeln eine wichtige Rolle gespielt. Es exis-  spitz zulaufen, um den Nudeln eine lustige Form zu   ser  Teig wird in einer gut gefetteten Pfanne in
       tieren heute noch viele spaßige Namen für Kar-  geben. In einer Pfanne mit reichlich Fett werden die   kleinen Pfannkuchen goldgelb gebacken. Zum
       toffelspeisen, und der Außenstehende kann nur   Lul heiß herausgebacken. Sie eignen sich auch sehr   Fransendotsch  sollten Sie  frischen  grünen  Salat
       den Kopf schütteln, wenn man ihm von Braun-  gut zum Aufwärmen am nächsten Tag. Man brät sie   servieren.
       fuchsen, Fransendotsch, Kartof-
       felrupfhaubn oder Kartoffelzelten
       vorschwärmt. Leider gerät die alte
       bäuerliche Kochkunst immer mehr
       in Vergessenheit, eigentlich zu Un-
       recht, denn die damalige Kost war
       zwar einfach, aber sehr nahrhaft.

              Kartoffelzwuler
       Es handelt sich hier um etwas sehr
       Ausgefallenes. Kaum noch anzutref-
       fen in den Bauernküchen, doch ab-
       solut empfehlenswert.
       Drei Pfund Kartoffeln werden am
       Vortage in der Schale gekocht. Am
       nächsten Tag werden sie abgeschält
       und durch einen Fleischwolf ge-
       dreht. Die durchgedrehten Kartof-
       feln kommen in eine Schüssel und
       werden mit 350 g Mehl überschüt-
       tet. Jetzt beginnt die eigentliche
       Arbeit. Die Kartoffeln müssen nun
       zerwühlt werden. (Daher kommt der
       Name.) Jedoch darf es keinen Teig
       geben, sondern es muss lauter klei-
       ne spätzleartige Stückchen geben.
       Die Zwuler werden in kleinen Men-
       gen nacheinander in einer Pfanne
       mit reichlich Fett gebraten und mit
       Sauerkraut und Schweinefleisch
       serviert.
              Kartoffelzelten
       Noch eine schöne Kartoffelspeziali-
       tät. War sie hauptsächlich als billiges
       Hauptessen gedacht, so können Sie
       sie doch zu allen Arten von gebra-
       tenen Fleisch oder zu Kompott rei-
       chen. Besonders gut schmecken die
       Zelten, wenn man sie schön dünn
       ausrollt und  nach dem Braten mit
       etwas Marmelade gefüllt zu  Tisch
       bringt. Dann mögen sie bestimmt
       auch die Kinder sehr gerne.
       Ein Kilo kalte gekochte Kartoffeln
       werden geschält und zerrieben oder
       durch den Fleischwolf gelassen. Mit
       150 g Mehl, einem Eigelb und Salt
       wird  ein  fester  Kartoffelteig  herge-
       stellt. Man formt dann eine Rolle
       von etwa fünf Zentimeter Durch-
       messer und schneidet davon etwa
       ½ Zentimeter dicke Scheiben ab. Die
       Scheiben werden von Hand etwas
       zurechtgeformt un in einer Pfanne
       mit wenig Fett gebraten. Man kann
       sie gebraten als Beilage zu  Tisch
       bringen. oder wie oben beschrieben
       füllen.

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