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Steuerrecht
Neues aus dem Steuerrecht
Finanzverwaltung startet besonderen Hinweis hin klar werden, dass sie in- aus Verkäufen über Ebay zuzurechnen sind, wenn
Gruppenanfrage an Airbnb soweit Erklärungspflichten zumindest im Rahmen nach außen hin zwar Eheleute bzw. einmal der
Seit einigen Jahren ist die sogenannte Share Eco- der jährlichen Einkommensteuererklärung unter- Ehemann und einmal die Ehefrau auftreten, das
nomy vor allem für Städtereisende aber auch liegen, je nach Art und Umfang der Tätigkeit sogar Ebay-Konto tatsächlich aber nur auf den Namen
Backpacker eine interessante Alternative zu Ho- im Rahmen der Gewerbesteuer und Umsatzsteu- eines Ehegatten lautet.
tels oder Pensionen. Unternehmen, wie z. B. Airb- er. Wer insoweit erklärungspflichtig sein könnte, Die Antwort auf diese Frage ist relevant, weil da-
nb, sind damit weltweit und auch in Deutschland tut sicherlich gut daran, seinen Erklärungspflich- von abhängt, ob die Kleinunternehmergrenze
sehr erfolgreich. Insbesondere bei solchen groß- ten auch vollumfänglich nachzukommen. Stellt von 17.500 EUR einmal, zweimal oder im besten
en Plattformen geht es nicht so sehr um den Ge- sich nämlich bei Nichtangabe dieser Tätigkeit und Fall sogar dreimal zum Tragen kommt. Das heißt
danken des Teilens an sich, sondern um die Kom- der daraus resultierenden Besteuerungsgrundla- es stellt sich die Frage, bis zu welcher Höhe kön-
merzialisierung des Privatbereichs der Teilnehmer, gen später innerhalb der mitunter bei Steuerver- nen Eheleute ihre Waren über Ebay ohne Umsatz-
die dann zwangsläufig auch steuerliche Konse- kürzung, bzw. Steuerhinterziehung erheblich ver- steuer verkaufen?
quenzen haben kann. Der Fiskus versucht durch längerten Festsetzungsverjährungsfrist heraus, Die Finanzrichter haben eine eindeutige Hal-
die Anfrage Teilnehmer der Airbnb Community dass die Besteuerungsgrundlagen tatsächlich zu tung: Verkäufe sind ausschließlich der Person zu-
ausfindig zu machen und durch Kontrollmittei- erklären gewesen wären, weil ein Überschuss der zurechnen, unter deren Nutzernamen die Ver-
lungen zu überprüfen ob diese in Ihren Steuerer- Einnahmen über die Werbungskosten oder eine käufe ausgeführt worden sind. Nur diese Person
klärungen auch Einnahmen aus der (Unter)-Ver- Umsatzsteuerzahllast vorlag, wird der betreffende ist Unternehmer.
mietung von Wohnraum erklärt haben. Steuerpflichtige sich ziemlich unmittelbar einem
Steuerstrafverfahren ausgesetzt sehen. Es handelt Folglich fällt bei einem Umsatz von über 17.500
So dürfte auch beim steuerlich unberatenen Bür- sich also hierbei nicht um ein Kavaliersdelikt. EUR pro Jahr Umsatzsteuer an, unabhängig da-
ger unstreitig sein, dass die Einnahmen eines Mie- von, ob die Ehefrau, Ehemann, Freundin oder
ters aus der temporären Untervermietung seiner Online Handel auf Ebay und Amazon Freund auf der Plattform auftreten, es ist hiervon
Wohnung z.B. über Airbnb selbstverständlich als Steuerfalle auch ohne Belang auf welches Konto die Zah-
grundsätzlich einkommensteuerpflichtig sein lungen eingehen, bzw. wessen Waren verkauft
können, völlig gleichgültig, ob die insoweit zu be- Ein weiteres Augenmerk wird von der Finanzver- werden.
rücksichtigten Werbungskosten möglicherwei- waltung mittlerweile auf die Plattformen Ebay
se zu einem Verlust führen würden. Gleiches gilt und Amazon gelegt. Steuerzinsen mit 6 %
für den Eigentümer einer Immobilie, der über eine Der Online-Handel von „vermeintlichen Privat- Jetzt hat auch der BFH Zweifel an der Höhe
entsprechende Plattform diese temporär zur Ver- personen“ über Ebay und Amazon führt immer Bei Steuernachforderungen, Steuerstundung,
fügung stellt. Bei sicherlich nicht wenigen Ver- wieder zu einem bösen steuerlichen Erwachen. Steuerhinterziehung und Aussetzung der Vollzie-
mietern in diesem Marktsegment dürfte erst auf Mal führt der Verkauf einer geerbten Sammlung hung berechnet das Finanzamt einen Zinssatz
zur Einkommensteu- von 6 Prozent pro Jahr, d.h. für jeden vollen Mo-
er- und Umsatzsteu- nat des Verzinsungszeitraumes 0,5 % des fälligen
erpflicht, mal wird die Steuerbetrages. Dies ist so im Gesetz festgelegt (§
Kleinunternehmer- 238 AO).
grenze von 17.500 Ein Zinssatz von 6 % p.a. ist heutzutage außeror-
Euro- möglicherwei- dentlich hoch, wo doch die Marktzinsen schon
se sogar unbewusst – seit etlichen Jahren nahe Null bzw. sogar im Nega-
überschritten.
tivbereich liegen. Im Vergleich dazu stellt der Zins-
Das Finanzgericht Ba- satz des Fiskus von 6 % aus dem Jahre 1961 heu-
den-Württemberg hat- te ein auffälliges Missverhältnis von Leistung und
te sich mit der Frage zu Gegenleistung dar und erfüllt damit den Tatbe-
befasst, wem Umsätze stand des Wuchers (§ 138 BGB).
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