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Kleintierpraxis






















































                                   Gestern war wieder a schwaare Partie für mi


       Heut am 2ten Apfent geht schon alles sehr schwer   Halbhuber“ säuselt die beste Ehefrau von allen und   brühtem Zustand bis auf die Zunge runterschwillt,
       auf Weihnachten hin. Um vier in der Nacht sind wir   auf meine Entgegnung, dass ich kein Handy dabei   aber geschmeckt haben Sie trotzdem.
       von der Weihnachtsgala heimgekommen, glücklich   hab, sagt sie tatsächlich, sie würde mich schon fi n-  Jetzt hab ich ja kein Handy und da meine Order
       über einen wundervollen Abend mit vielen Freun-  den, ich soll halt nicht weglaufen und weg ist sie. Da   war, da zu bleiben, kauf ich mir noch mal zwei Kip-
       den und noch mehr feiern. Gut, heut geht‘s mir nicht   realisier ich erst, dass das ein ganz schön perfi der   ferl, dazu ein Bierchen zum Abkühlen des Gaumens,
       so gut, bin tatsächlich, als ich mich gebückt hab, in   Trick war, um mich los zu werden.  komm mit den Tischnachbarn ins Gespräch und du
       meine Schuhe gefallen. Aber jetzt waren wir 2 Stun-  Hilfsausdruck Einkaufsbremse. Na ja, wurscht, mir is   wirst es nicht glauben nach fünf Minuten is mei-
       den im Wald, mir is nicht mehr ganz so schwindelig   recht, weil die Schlange beim Andi grad lang ist, hol   ne Stimmung total unten. Ja, was denn auf unserer
       und der Schädel wird auch wieder besser. Aber zum   ich mir daneben einen Glühwein, wundervoll duf-  Welt überhaupt noch normal wäre, die Kinder kle-
       Thema. Überall begegnen einem die Insignien des   tend und schön heiß und stell mich mit der Tasse   ben sich ja schon auf die Straße und aufs Rollfeld,
       nicht wandelbaren Rituals, ja Weihnachten. Der ge-  wieder in die Bratwurstschlange. Grad, als ich vor-  bald kann man sich ned mal mehr das Essen lei-
       neigte Leser weiß, dass ich Weihnachten sehr gern   sichtig nippen will, bekomm ich von hinten einen   sten, falls es überhaupt eins gibt bei dem Klima. Des
       mag. Zeit des Rückzuges und der Besinnung.  Rempler und hab die ganze Goschen voll mit sie-  Gas geht aus, wir kriegen einen Blackout oder we-
       Draußen ist es ungemütlich und schnell dun-  dend heißem Glühwein. Jahrzehntelang war der   nigstens eine Brownout, wenn wir Pech haben, mar-
       kel, drinnen ist es warm und kuschelig, Bratäpfel   Glühwein, den ich mir auf irgendwelchen Märkten   schiert der Putin direkt durch bis an die Rheinmün-
       schmurgeln im Ofenrohr, Kerzen brennen, der Mar-  gekauft hab, nicht wirklich heiß, ja meistens eher lau,   dung, außerdem is eh alles vorbei, wenn der Chines
       tin Dean trällert, dass es outside cold and frighte-  aber ausgerechnet jetzt is der so drecksheiß, dass   Taiwan kassiert, dann quasi Bündnisautomatik wie
       ning is.  Das is uns  aber  wurscht, wir  sind  ja drin-  ich quasi im Refl ex die ganze Plörre ausspuck.  seinerzeit 1914, Weltkrieg sozusagen.
       nen. Gestern war ich mit der besten von allen Ehe-  Unglücklicherweise der dicken Amerikanerin vor    Weil ich schon länger nichts mehr gesagt hab, weil
       frauen in der Stadt, zwecks Weihnachtsgeschenken   mir direkt auf Ihren rosa Funktionsoverall. Eigent-  ich mit meinem zweiten Bier beschäftigt war und
       wohlgemerkt nicht zu viel, weil sonst hab ich schon   lich bin ich ein sehr höfl icher Mensch und eigentlich   weil es mich ein bisschen reizt, sag ich „Was is na
       glei keine Lust mehr zum Suchen. Da fragt sie mich   hätt ich mich sofort tausendmal entschuldigt. Jetzt   mit Corona“ Ob ich noch ganz dicht sei, des interes-
       doch, ob ich eine Bratwurstsemmel möchte? Ganz   darfst Du aber eins nicht vergessen, ich hab mir den   siert doch keinen Menschen mehr. Jetzt, du wirst es
       Klares ja und noch mal ja! Is ja am Neupfarrplatz ned   ganzen Schnabel so verbrüht, dass ich auch wieder   nicht glauben, komm ich ins Sinnieren, das Thema,
       so schwer.                          refl exhaft anfang zum Schelten wie ein Fuhrknecht.   das zwei Jahre unser Leben massiv beherrscht hat,
       „Schau, da stellst Dich jetzt beim Andi seiner Wurst-  Was auch wieder ein Gutes hat, weil die Amerika-  mit zig massiven Einschränkungen, die laut Verfas-
       kuchel an und kaufst Dir ein Kipferl mit Bratwürstl   nerin, ihr Mann, der zwar schon irgendwas wie as-  sungsgericht auch nicht alle koscher waren, ist qua-
       und Kraut!“ Ein zufriedenes Grinsen kommt aus   hole murmelt und deren Freunde mich erst anstar-  si nicht mehr existent. Ja, da frag ich mich, sind denn
       meinem Innersten, gut, bei mir denk ich mit einer is   ren und dann verstört zurückweichen. Es is nie was   all die Ängste und Sorgen, die sich alle gemacht
       es sicher nicht getan, zwei sollten es schon sein und   Schlechtes, wo auch nicht was Gutes ist, dadurch   haben, dann völlig umsonst gewesen? Sind in der
       das Chabatta mit der Salcice muss ich auch probie-  is die Schlange kürzer. Gut, die Kipferl sind etwas   Fortführung dieses Gedankens auch die Sorgen, die
       ren.“ Ich geh solange mal zum Kaufhof und zum   schwer zu kauen, wenn Dir der Gaumen im ange-  ich mir jetzt mache, auch nicht wirklich richtig. Wo-
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