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Kleintierpraxis





       ebenfalls für die Verbreitung des Virus verantwort-  · Schluckbeschwerden
       lich. Kranke Tiere sollten nicht mit bloßen Händen   · hohes Fieber
       berührt werden (Händewaschen, Händedesinfekti-  · Ödembildungen (Hin-
       onen, Handschuhe). Das Virus bleibt bis zu 7 Monate   terlaufödeme in Aus-
       in der Umgebung virulent.            nahmefällen)
       Symptomatik                         Myxomatose äußert sich
       Je nach Virulenz des Erregers liegt die Mortalität bei   hauptsächlich in drei Ver-
       20 bis 100 %. Nach anfänglicher Sterblichkeit von   laufsformen:
       bis zu 100 %, ausgelöst durch einen hochvirulenten   akuter Verlauf: Typisch
       Stamm, kommt es durch Abschwächung und An-  sind geschwollene Au-
       passung des Virus an die Wirte zunehmend zu mil-  genlider (Bindehautent-
       deren und atypischen Verläufen.     zündung),  Anschwel-
       Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 9 Tagen treten   lungen im Kopfbereich
       erste Symptome auf; nach ca. 10 bis 14 Tagen endet   (Nase, Ohren, Lippen, Au-
       die Krankheit meistens mit dem Tod.  gen) und eitriges Augen-
                                           sekret, später auch Fieber
       Die wichtigsten Symptome sind:
                                           und Ödembildung am
       · Schwellungen, Knoten und Entzündungen im Be-  ganzen Körper. Infolge
        reich der Augenlider               der Schwellungen und Knotenbildung am Ohr kni-  viren aus, sodass eine Krankheitsverbreitung über
       · Augenausfluss                      cken bei stehohrigen Rassen die Ohren ein (hohe   Kontaktinfektionen innerhalb des Bestandes mög-
       · Schwellungen und Knoten im Bereich des Kopfes   Gewichtslast!). Durch die Ödembildung wird der   lich wird.
        (Mund, Ohren, Lippen)              Kopf zudem unförmig („Nilpferdkopf“ oder „Löwen-  Die Erreger der Myxomatose sind lange überle-
       · Schwellungen und Knoten im Bereich des Genital-  kopf“). Unterhautödeme finden sich vermehrt im   bensfähig, insbesondere an Gerätschaften und in
        bereiches                          Bereich der Geschlechtsorgane, des Analbereiches,   den Stallungen. Deshalb müssen alle Gegenstän-
                                                             der Hinterläufe, des Un-  de oder Gebäude, mit denen erkrankte Tiere in Be-
                                                             terbauches und auf   rührung kommen, nach dem Verenden der Tiere
                                                             dem Rücken. Zu Beginn   gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Das Vi-
                                                             der Erkrankung sind   rus ist relativ unempfindlich gegenüber einer Mehr-
                                                             die  Tiere noch munter   zahl von Chemikalien wie Kaliumpermanganat,
                                                             und nehmen Futter auf;   Sublimat, Phenol und Borsäure. Das Virus ist nicht
                                                             nach 1-2  Wochen stel-  kälte-, jedoch wärmeempfindlich.
                                                             len sie die Nahrungs-  Bei neu in einen Bestand einzuführenden Kanin-
                                                             aufnahme ein und ver-
                                                             enden.             chen sollte eine 14-tägige Quarantäne eingehalten
                                                                                sowie eine Impfung durchgeführt werden. Vorbeu-
                                                             perakuter  Verlauf:  gend kann eine halbjährliche Impfung mit abge-
                                                             Krankheitssymptome   schwächtem Lebendimpfstoff Schutz gegen eine
                                                             weniger  ausgeprägt:  Infektion bieten. Alle Hauskaninchen, egal ob frei-
                                                             Meist erkennt man die   lebend oder im Stall, sollten geimpft werden; impf-
                                                             Anzeichen an einer Au-  würdig sind nur 100 % gesunde Tiere. Trächtigkeit,
                                                             genschwellung, die in   Saugtätigkeit oder Wachstum (ab einem Alter von
                                                             eine Bindehautentzün-  4  Wochen) sind kein Hinderungsgrund. Rechtzei-
                                                             dung übergeht. Die   tig vor Beginn der warmen Jahreszeit impfen! Die
                                                             Tiere sterben innerhalb   Impfung kann mit anderen Kaninchen-Impfungen
                                                             weniger Tage.      (RHD) kombiniert werden, allerdings ortsgetrennt.
                                                             chronischer Verlauf:  Die Impfung bleibt wirkungslos bei Kaninchen, die
                                                             vermehrt Knoten- und   bereits latent infiziert oder bereits erkrankt sind. Die
                                                             Unterhautödembil-  Wirksamkeit der Impfung kann durch ungünstige
                                                             dungen, vor allem im   Haltungsbedingungen sowie durch Kokzidien- und
                                                             Kopfbereich und an den   Parasitenbefall oder versteckte bakterielle Infekti-
                                                             Hinterläufen.  Eine  Hei-  onen negativ beeinflusst werden.
                                                             lung ist in seltenen Ein-
                                                             zelfällen  möglich;  das   Weitere Schutz- bzw. Hygienemaßnahmen:
                                                             „geheilte“ Tier trägt die   · wirksamer Mückenschutz, empfohlen bei größe-
                                                             Seuche  jedoch  weiter-  ren Beständen
                                                             hin in sich.       · kein Grünfutter aus Gebieten, in welchen sich
                                                                                 Wildkaninchen aufhalten
                                                             Therapie,
                                                             Bekämpfung         · Bekämpfung der Fliegen, die virushaltiges Augen-
                                                             Für Myxomatose gibt es   sekret oder Sekret aufbrechender Pusteln verbrei-
                                                             keine spezielle Behand-  ten können
                                                             lung. Sie ist nicht heil-  · Vermeidung von Kontakt zwischen Hauskanin-
                                                             bar, auch wenn Antibi-  chen und Wildkaninchen im Freigehege
                                                             otika und andere Medi-  · Reinigung der Hände nach dem Anfassen von er-
                                                             kamente unterstützend   krankten Tieren
                                                             eingesetzt werden kön-  · Übertragung kann auch während Ausstellungen
                                                             nen. Überlebt ein  Tier,   erfolgen
                                                             überträgt es auch noch   Mit freundlicher Unterstützung von
                                                             nach Monaten das Virus
                                                             und wird nicht immu-            Dr. med. vet.
                                                             nisiert. Latent infizierte   Christian Cronenberg
                                                             Kaninchen  scheiden    Pestalozzistr. 7 · 93173 Wenzenbach
                                                             ebenfalls Myxomatose-        Telefon 09407  3550
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