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Aktuelles
Heilinghausen lockt Störche ins Dorf
Mit vier brütenden Storchenpaaren auf dem alten nahe am Waldrand aufzustellen, da sonst der Bus-
Brauereikamin, auf dem Dach des benachbarten sard die Jungvögel aus dem Nest holen könnte.
Kulturhauses, auf einer Voliere der Umwelt- und Außerdem empfahl er, die Nisthilfe mit weißer
Vogelstation und auf dem Dach der Ramspauer Kalkfarbe anzuspritzen. Störche würden sich
Kirche hat Regenstauf die größte Storchenpo- nämlich gerne dort ansiedeln, wo schon andere
pulation im Landkreis. Funktioniert der Plan der Störche gebrütet haben. Die weiße Farbe hielten
Dorfgemeinschaft Heilinghausen, könnte sich sie dabei für die Hinterlassenschaft ihrer Artge-
schon bald ein weiteres Storchenpaar im Markt nossen.
heimisch fühlen. Nahrungsgrundlage in den Regenauen
Initiiert von Albert Ernst und Hermann Plekat Ferdinand Baer, fachlicher Leiter der Vogelstation
wartet am oberen Dorfende, im Grundstück von in Regenstauf, sieht gute Chancen, dass sich in
Albert Ernst, jetzt ein potentieller Luxuswohnsitz Heilinghausen ein Storchenpaar ansiedelt. Dafür
auf künftige Bewohner. Schon seit mehreren Jah- spreche vor allem die Tatsache, dass sich schon Die Regenauen bieten ausreichend Nahrung für ein
ren beobachtet Hermann Plekat, dass Jungstör- jetzt immer wieder Störche im Dorf umsehen. weiteres Storchenpaar
che immer wieder auf dem Dach des Heilinghau- Außerdem böten die Regenauen
ser Schützenheims landen. Selbst die gewölbte eine gute Nahrungsgrundlage für
Kuppel der Feuerwehr-Sirene nutzen sie für ihre eine erfolgreiche Brut. Eine etwai-
Rast. Daher überlegten er und Albert Ernst, den ge Konkurrenz mit den Ramspauer
Vögeln eine Nisthilfe anzubieten. Das alte Trafo- Störchen befürchtet er nicht, da
häuschen in der Ortsmitte, das man zunächst ins diese vor allem im engeren Um-
Auge fasste, kommt momentan als Standort nicht kreis von Ramspau auf Nahrungs-
in Frage, da es noch nicht stromfrei ist. Doch den suche gingen.
zwei Storchenfreunden kam eine andere Idee: Ein Laut einer Information des Lan-
ausrangierter Strommast fand seine neue Bestim- desbundes für Vogelschutz (LBV)
mung und bietet jetzt die ideale Nestgrundlage. braucht ein Storchenpaar rund
Es war gar nicht so leicht, den Strommast, der 200 Hektar feuchtes, nicht intensiv
genutztes Grünland
in der Nähe des
Horstes, um erfolg-
reich Junge aufzu-
ziehen. Ein Jungs- Als letztes Storchenpaar in der Marktgemeinde ist jetzt auch das
torch selbst braucht Paar auf dem Dach der Umwelt- und Vogelstation wieder komplett
pro Tag rund ein und hat mit der Brut begonnen.
Pfund Lebendfutter. in ihre Horste zurückkehrten. Vielleicht müssen
Würde ein Storchenpaar noch im sich die Heilinghauser aber auch etwas gedulden,
April die Nisthilfe in Heilinghausen bis auch bei ihnen im Dorf die Störche klappern.
annehmen, könnte es dort noch Manchmal, sagt Ferdinand Baer, könne es auch
in diesem Jahr erfolgreich brüten. mehrere Jahre dauern, bis eine Nisthilfe ange-
Hier, sagt Ferdinand Baer, habe nommen werde. In der Nachbargemeinde Leon-
sich das Zeitgefühl vieler Natur- berg dauerte es sogar fünf Jahre.
freunde etwas verschoben, weil in Was allerdings deutlich für Störche in Heilinghau-
den zurückliegenden Jahre viele sen spricht, ist die Tatsache, dass sich die Storchen-
Albert Ernst und Hermann Plekat sind die Initiatoren der Nisthilfe Storchenpaare bereits im Februar
am Dorfrand von Heilinghausen population in Bayern in den vergangenen fünf
Jahren verdoppelt hat. Seither brüten in Bayern
bei Hagenau ausrangiert worden war, mit seiner jedes Jahr rund 100 Storchenpaare mehr als im
Länge von zwölf Metern und einem Gewicht von Vorjahr. 2021 waren es bayernweit über 800 Stor-
rund 700 Kilogramm nach Heilinghausen zu brin- chenpaare.
gen. Landschaftsgärtner Wolfgang Nichtewitz half Die vier Storchenpaare, die in Regenstauf schon
mit seinem Kranwagen aus. Im Dorf waren dann bisher heimisch sind, haben ihr Brutgeschäft
viele starke Männer gefragt, um den ehemaligen schon begonnen. Wie Ferdinand Baer berichtet,
Strommast aufzustellen. In bester Maibaumma- gesellte sich kürzlich zur Storchendame, die in den
nier wurde der Mast mit langen Stangen immer Horst auf der Voliere der Umwelt- und Vogelstati-
ein Stück weiter in die Senkrechte gebracht. Rund on zurückkehrte, ein neues Storchenmännchen.
zweieinhalb Stunden dauerte es, bis der Mast si- Im vergangenen Sommer verunglückten sowohl
cher verankert stand. das Männchen als auch der Jungvogel aus diesem
Statt des Stromverteilers, der zuvor an der Spitze Horst an den Strommasten in der Nähe der Die-
des Mastes angeschraubt war, gibt es dort jetzt senbacher Bahnunterführung. An diesen Strom-
einen stabilen Metallkorb, den Bauschlosser Franz masten, sagt Ferdinand Baer, wurde inzwischen
Vest anfertigte. Um die neue Nisthilfe attraktiver nachgebessert, so dass sie für die Vögel möglichst
und einladend zu gestalten, flocht Albert Ernst keine Gefahr mehr darstellen.
Weidenruten durch den Korb. So entstand eine Hunde bitte an die Leine
perfekte Unterlage für einen neuen Storchen- Damit die Regenstaufer Störche auch in diesem
horst.
Jahr wieder erfolgreich Junge aufziehen können,
Albert Enst und Hermann Plekat erkundigten sich bittet der Markt Regenstauf alle Hundehalter, auf
sowohl in der Umweltstation als auch beim ehe- die Störche Rücksicht zu nehmen und bis zum 15.
maligen Leiter der Vogelstation, Karl Büchl, nach August in den Regenauen Hunde an die Leine zu
den optimalen Startbedingungen für Störche in nehmen.
Heilinghausen. Mit Muskelkraft und langen Stangen wurde der Text: Sabine Norgall/Markt Regenstauf/
Zum einen riet ihnen Karl Büchl, den Mast nicht zu ehemalige Strommast aufgestellt Fotos: Roidl/Baer/Norgal
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