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Steuerrecht








       4. Butterbrot die Zweite              tät. Somit sind Finanzbeamte in gewissem Maße   hatte ihm offenbar keine Gefahr gedroht. Der
         Weil es gerade so schön ist. Auch 2017 bekam   auch Wächter der Ehrlichkeit und der Steuerge-  Beamte erzählte vor Gericht, dass sein Gebiets-
         ein Finanzgerichtsurteil besondere Aufmerk-  rechtigkeit.                leiter es „mit der Kontrolle nicht so genau“ ge-
         samkeit: Das Frühstück gilt ja bekanntermaßen     Umso bemerkenswerter der Fall eines Finanz-  nommen habe. Auch dessen Nachfolger habe
         für viele als wichtigste Mahlzeit des Tages und   beamten, der das System auf den Kopf stellte.   „keine Ahnung“ gehabt. Erst als ein  aufmerk-
         sollte ausgewogen sein. Das beschäftigte auch   Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass   samer Bankmitarbeiter misstrauisch wurde,
         die Rechtsprechung. Das Finanzgericht Münster   „sonderbare Urteile“ immer mit Finanzbeamten   flog der Schwindel auf: Die Ehefrau wurde we-
         stellte sich der Frage, ob ein trockenes Bröt-  zu tun haben, aber vielleicht sitzen diese sprich-  gen Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu  neun
         chen mit einem Kaffee ein Frühstück darstellt   wörtlich  an der Quelle.  Der Steuerinspektor   Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der
         oder nicht. Auf den PUNKT gebracht: Fehlt die   gestand vor dem  Landgericht Münster, sich   Mann muss wegen Untreue für vier Jahre ins
         Scheibe Käse, oder der Brotaufstrich, dann ist   jahrelang hohe Steuererstattungen erschlichen   Gefängnis.
         das laut Entscheidung des Finanzgerichts kein   zu haben. Dazu gab er unter den Namen meh-
         Frühstück, sondern lediglich eine "Kost". Des-  rerer Verwandter fiktive Steuererklärungen ab   6. Schweigegeld wegen Affäre
         halb kamen in dem Urteilsfall nicht die amt-  und ließ sich die Erstattungen gutschreiben. Bis     steuerlich absetzbar?
         lichen Sachbezugswerte zur Anwendung, son-  die betrügerischen Machenschaften aufflogen,     Erpressungsgelder,  die gezahlt  werden, damit
         dern die 44-Euro-Freigrenze, die jedoch nicht   sollen auf diese Weise zwischen 2005 und 2010   der gesundheitlich angeschlagene Ehepartner
         überschritten wurde. Final entscheiden über   rund 600.000 Euro zusammengekommen sein.  nichts von einer Affäre erfährt, sind nicht als
         die Frage, ob ein Brötchen einen Brotaufstrich     Als Motiv nannte der Beamte Geldschwierig-  außergewöhnliche Belastung abziehbar. Mit Ur-
         braucht, um als Frühstück zu gelten, musste der   keiten durch gescheiterte Aktien- und Immobi-  teil hat der Bundesfinanzhof in Jahr 2004 eine
         Bundesfinanzhof.  Es  bleibt  zu  wünschen,  dass   liengeschäfte. Insgesamt 25 Steuerfälle soll sich   anderslautende Entscheidung des Finanzge-
         der Brotaufstrich nicht zum Anlass für Arbeit-  der frühere Mitarbeiter des Finanzamts ausge-  richts Köln  aufgehoben.  Der bereits 2004 ent-
         geber zu neuen Gestaltungsmöglichkeiten im   dacht haben. Die Erstattungen des Fiskus lan-  schiedene Fall handelt von einem Manne, der
         Steuerrecht werden muss.            deten auf Bankkonten mit dem Namen seiner   von Treue nicht sehr viel hielt. Während seiner
                                             Ehefrau. Zwar scheint der Mann bei seinen Mani-  Ehe hatte er unter anderem eine  Liebesaffä-
       5.  Wer kontrolliert eigentlich       pulationen ausgesprochen raffiniert vorgegan-  re mit einer Hausgehilfin. Die wenige Monate
         die Kontrolleure?                                                        andauernde Affäre blieb der Freundin der Haus-
                                             gen zu sein. Nach eigener Aussage hat er bei-
         Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser... Zwar ge-  spielsweise exakt darauf geachtet, dass einzelne   gehilfin nicht verborgen. Diese erpresste den
         langen die meisten falschen Angaben wohl eher   Auszahlungssummen einen bestimmten Betrag   treulosen Ehemann und drohte damit, seiner
         aus  Versehen in Steuererklärung.  Doch man-  nicht überschritten. Verblüffend waren aber sei-  herzkranken Ehefrau von dem intimen Verhält-
         cher Steuerbürger  entwickelt beim  Ausfül-  ne Ausführungen zu den Schwächen des Kon-  nis zu erzählen, wenn er ihr nicht Geld zahle.
         len der Unterlagen auch ungeahnte Kreativi-  trollsystems. Von  seinem  Sachgebietsleiter     Der Mann fürchtete, dass die Wahrheit ans Licht



















































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