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Kleintierpraxis
Weniger Stress als Schlüssel 20.000 Jahre im gemeinsamen Kampf
Der Wolf hat sich aus eigenen Stücken zum Hund ums Überleben Seite an Seite, als die
domestiziert. Für ihn wurde das soziale Gefü- ersten Kulturen der Menschheit sess-
ge des Menschen, dessen Regeln und Gewohn- haft wurden. Wahrscheinlich wäre die
heiten, zum eigenen. Das ist bei keinem anderen Domestikation der ersten Ziegen und
Tier so. Aus neurobiologischer Sicht ist hierzu das Schafe ohne die Hilfe des Hundes kaum
Thema Stress elementar. Die Wölfe verloren nach gelungen. Der Hund half bei den Rah-
und nach ihre wildtierhafte Scheu gegenüber menbedingungen für die Herausbil-
dem Menschen. Ihre Stressachse verschob sich dung des Privateigentums an Häusern,
in Richtung höhere Stresstoleranz. Damit öffnete Lagern, Werkstätten. Er bewachte das
sich die Fähigkeit, als Spezies die soziale Bindung Privateigentum und arbeitete für den
zu einer anderen, überlegenen Spezies einzuge- Menschen in Dutzenden von Funkti-
hen. Dasselbe entwickelte sich beim Menschen onen über Tausende Jahre hinweg. Er
auch. Durch den sozialen Kontakt zum Hund, aber schaffte es, sich in seine Arbeitsaufga-
ebenso durch dessen Nutzen als Wächter und Be- be hineinzuversetzen und diese selbst-
schützer, als Helfer bei der Jagd und Zugtier bei ständig und zugleich flexibel für und
den Wanderungen konnten die Menschen der mit den Menschen umzusetzen. Kein
Altsteinzeit ihren Stresslevel senken. Das bedeu- Tier versteht die Kommunikation des
tete mehr Muße für technische und kulturelle In- Menschen besser als der Hund. Unsere
novationen. Ein niedrigeres Stressniveau schafft nonverbale Kommunikation versteht er Freund.
Platz für mehr Toleranz. Das bedeutete insbeson- zuweilen besser als wir selber. Er freut sich wirklich über unsere Ankunft zu Hau-
dere eine Steigerung der sozialen Kompetenz, der Die epochale Dauer dieser engen und auf Gegen- se, über uns als Sozialpartner (auch ohne Futter).
Fähigkeit, in größeren Gruppen zu leben, Handel seitigkeit beruhenden Beziehung zweier Spezies, Wir Menschen als der Seniorpartner in dieser Be-
und kulturellen Austausch zu betreiben. ziehung behandeln ihn heute nur selten wirklich
insbesondere aber deren soziale, stressmindernde
Gemeinsamer Kampf ums Überleben Qualität, machen das Geheimnis der besonderen als Freund individuell schon, jedoch nicht als Ge-
Mensch und Hund gehen seit dieser frühen Zeit Beziehung von Mensch und Hund. Auch heu- sellschaft.
gemeinsam durchs Leben. Sie standen bereits te noch macht sich der Hund als Sozialpartner Jetzt wünsche ich allen weiterhin gute Nerven,
des Menschen nütz- dass wir ohne emotionalen Schaden aus dieser
lich. Die enge Bindung Zeit rauskommen und uns in Zukunft auch wie-
zeigt ihre Wirkung der herzlich unasiatisch begrüßen.
in der tiergestützten
Therapie, steigert den Mit freundlicher Unterstützung von
Lernerfolg von Stu- Dr. med. vet.
denten, bringt uns Christian Cronenberg
Wohlbefinden und so- Pestalozzistr. 7 · 93173 Wenzenbach
ziale Wärme. Der Hund Telefon 09407 3550
ist wirklich unser bester
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