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Kleintierpraxis
Jetzt sitz ich hier vor meinem PC und versuche einen auch nix, an das ich mich erinnere, die beste Ehe- Sack abgeschmiert sein. Auf You tube wär des be-
Beitrag zusammen zu stöpseln, draußen regnet es frau von allen is auch immer fi t. Gut, die tut auch im stimmt ein Knaller. Auf jeden Fall lieg ich auf dem
auf den gestern gefallenen Schnee. Weil mir nichts Gegensatz zu mir was. Rücken auf der Terasse und Sonnenblumenkerne
einfällt, steh ich immer wieder auf und mach wich- Jetzt schau ich wieder den Vögeln zu, die wer- rieseln über meine Brust. Der Blick nach oben ist ei-
tige Dinge. Zum Kühlschrank gehen, Tür aufmachen, den sich freuen, wenn der Winter zu Ende ist, so- gentlich ganz schön,wenn man so daliegt. Der wol-
reinschauen was so drin ist, wieder zumachen, drin- viel is klar. Ich auf jeden Fall auch. Ums Vogelhäus- kige Himmel ist durchbrochen von blauen Lücken.
gend Fingernägel schneiden, den Müll runterbrin- chen gehts hoch her, eine Handvoll Dompfaffen, Die Vögel sind bis auf zwei Meisen weg. Eine Meise
gen. Die Quellen meiner früheren Storys, die Kinder, oder heißt das Dompäffe?, ein paar Grünfi nken, ein beäugt mich und wenn ich es nicht besser wüsste,
sind nur noch selten, meist per Telefon, präsent, man Buchfi nk, Meisen Kohl und Blau, ein paar fette Am- könnt ich schwören, dass sie lacht. Eine tiefe Müdig-
merkt, dass man nicht mehr so in ihr Leben involviert seln, im Hintergrund ein Eichelhäher und ein Rot- keit kommt über mich. Langsam horche ich in mich
ist. Sicher, ein normaler Prozess, aber er macht mich kehlchen. Dazwischen ein Kleiber und ein Winter- rein, ob irgendwo ein Schmerz kommt, der alamie-
schon ein bißchen melancholisch. goldhähnchen. Aber nach 10 Minuten zuschauen rend ist. Nein, ich hab mir nur den Arsch, respekti-
Letzte Woche hat der jüngste Welpe, der in Ham- ist immer noch kein Text getippt. ve das Steißbein geprellt und der Hinterkopf pocht
burg studiert, eine Nachricht geschrieben. Ihm is Zefi x. Klar, jetzt muss ich schauen ob, genug Fut- leicht. Gut , wenn jetzt eins der Kinder da wäre, käm
sauschlecht, er hat die ganze Nacht gekotzt, muss ter im Häuschen ist. Ah, als hätte ich es geahnt, das ein Kommentar. Ah, der Pap, zamgfallen beim Vö-
in einer Stunde in ein Seminar, was ich davon hal- Ding ist leer. Also hol ich den Sack mit Sonnenblu- gelfüttern. Dann Gekicher. Da muss ich leicht grin-
ten würde, wenn er eine Ibuprofen nimmt. Super menkernen, das Häuschen hab ich hoch an einen sen. Sonst is ja keiner da.
Idee, warum denn eine Ibuprofen seiner Meinung weit nach außen ragenden Zweig
nach das Richtige sei, frag ich. Ja mei, des is des ein- der Zierkirsche auf der Terasse
zige was mir da ham, is die Antwort. Da zweifel ich gehängt. Zwecks der Katzen. Ge-
ein klein wenig an seinem Verstand, aber denk ich schwind zieh ich mir einen Holz-
mir, mit der Einnahme von Medikamenten ist er of- klappstuhl vom Terrassentisch
fensichtlich nicht vertraut. Bin ja schon froh, dass ran und steig drauf. In einer Hand
nicht Abführmittel das einzige ist, was sie da haben. hab ich den Sack mit den Kernen,
Is ja eher positiv. Dann sinniere ich so ein bischen in der anderen den Deckel vom
über die Krankheitsfrequenz in unserer Familie. In- Futterschacht. Trotz Stuhl muss
teressant, die is erstaunlich gut. Gott sei Dank. Mei- ich mich ziemlich strecken um
nereiner selbst war in 22 Jahren Praxis nur dreimal oben rein zu kommen. Interes-
krank, Blindarmop, Knieop, Kropfop, jeweils ein paar sant, ich merk noch wie der Stuhl
Tage. Das is alles Pillepalle, wenn ich so rechts und ein bischen kippelt, dann geht es
links schau. Ob man da genetisch gesegnet ist, ge- aber sehr schnell. Der Stuhl muss
sünder lebt oder einfach bisher Glück hatte, is net weggerutscht und ich mit einem
so ganz klar. Die Kinder hatten außer zwei Frakturen satten Getöse rücklings wie ein
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