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Aktuelles





              Der Sympathieträger Storch wirbt für mehr Naturschutz

                                           Sollte das Storchenpaar auf der  Vogelstation den
                                           weiten Weg ins Winterquartier südlich der Sahara
                                           auf sich genommen haben, ist es auch jetzt im April
                                           noch nicht zu spät für eine erfolgreiche Brut. Die drei
                                           anderen Paare, die teilweise schon im Februar zu-
                                           rück in der Marktgemeinde waren, haben allerdings
                                           einen gehörigen Vorsprung bei der Brut.
                                                                                In der  Vogelstation zeigte Ferdinand Baer (links)
                                           Mit vier Brutpaaren, sagt Ferdinand Baer im Ge-  Bürgermeister Josef Schindler den extra verstärkten
                                           spräch mit Bürgermeister Josef Schindler, sei Re-  Storchenhorst, der in diesem Jahr allerdings noch
                                           genstauf die Landkreisgemeinde mit der größten   nicht bezogen wurde.
                                           Storchenpopulation. Gleich von einer Storchenkolo-  Fahrradweg, der laut Planung vom Grasigen  Weg
                                           nie zu sprechen, wie sie sich inzwischen an einigen   aus nach Ramspau führen soll, nun wohl doch nicht
                                           bayerischen Standorten bilden, soweit mag Fer-  durch die Regenauen, sondern entlang der Straße
                                           dinand Baer aber noch nicht gehen. Allerdings, sagt   geführt werden soll. Die Regenauen, sagt Baer, seien
                                           er, würden sich Jungstörche gerne dort ansiedeln,
       Auch in diesem Jahr brütet auf der Ramspauer Kirche   wo es schon andere Storchenpaare gibt. Ein Um-  nämlich Brut- und Futterplatz auch für zahlreiche
       ein Storchenpaar.                                                        andere Tiere. Die speziell angelegten Wassersenken,
                                           stand, der für die Marktgemeinde spricht. Auch die
       Es ist noch gar nicht so lange her, da freuten sich die   Volieren der Vogelstation, in denen kranke Störche   die Mitarbeiter des Bauhofs regelmäßig ausbaggern
       Regenstaufer jedes Jahr erst im April, wenn es end-                      und pflegen, seien mit ihrem Wasser, das dort lange
       lich hieß, das Storchenpaar am Kamin der Genossen-                       stehen bleibe, wichtig für die Nahrungsgrundlage
       schaftsbrauerei ist wieder da. Die Rückkehr der Stör-                    vieler Arten.
       che war in einer Zeit, als Meister Adebar noch auf der
       roten Liste der gefährdeten Vögel stand (bis 2016),
       etwas ganz besonderes. Doch laut Landesbund
       für  Vogelschutz stieg im vergangenen Jahrzehnt
       deutschlandweit der Bestand an Weißstörchen um
       über 60 Prozent. Zurück in ihre heimischen Horste
       kommen sie zumeist auch nicht mehr erst im April,
       sondern oft schon im Februar. In Bayern nisteten
       2020 mehr als 750 Storchenpaare.
       In Regenstauf scheinen sich die  Vögel besonders
       wohl zu fühlen. Gleich vier Paare versuchten sich im
       Vorjahr an der Brut. Erfolgreich waren aber nur die   Auf dem Dach des Kulturhauses brachte der Markt
       Storchenpaare am ehemaligen Brauereikamin (zwei   eine Nisthilfe an.     Mit der Pflege der Wassersenken in den Regenauen
       Junge) und auf dem neuen Nistplatz am Kultur- und                        verbessern Mitarbeiters des Bauhofes die Nahrungs-
       Mehrgenerationenhaus (ein Junges). Das Storchen-  wieder aufgepäppelt würden, zögen immer wieder   grundlage für die Regenstaufer Störche.
       paar auf der Ramspauer Kirche kam 2020 zu spät für   wilde Artgenossen an, die eigentlich nur auf der
       eine erfolgreiche Brut. Auch das vierte Paar, das sei-  Durchreise sind.          Kiebitz sucht Brutplatz
       nen Horst unmittelbar auf die Voliere der gefange-  Einer der beiden Störche im Horst auf der Vogelsta-
       nen Artgenossen in der Umwelt- und Vogelstation   tion ist ein Neuling. Wobei, so ganz neu ist er nicht   Den Schutz der Störche sieht Ferdinand Baer sym-
       des LBV baute, zog keine Jungen groß.                                    bolisch für den gesamten Naturschutz.  Wer beim
                                           in Regenstauf. Der Ring, den er trägt, weist ihn als   Spazierengehen auf den Wegen  bleibe und seine
       Der Weißstorch stellt hohe Ansprüche an seinen Le-  ehemaligen Patienten der Regenstaufer Vogelstati-  Hunde anleine, schütze nicht nur die Störche son-
       bensraum. Laut LBV braucht ein Storchenpaar rund   on aus dem Jahr 2017 aus. Auch das Weibchen, das   dern  auch  die  jungen  Feldhasen  oder  die  Kiebit-
       200 Hektar feuchtes, nicht intensiv genutztes Grün-  heuer im Horst auf dem Kultur- und Mehrgeneratio-  ze. Der Kiebitz als Bodenbrüter, der aktuell auf der
       land in der Nähe seines Horstes. Ein einzelner Jungs-  nenhaus brütet, ist ein ehemals verletzter Vogel, der   roten Liste der gefährdeten Arten steht, versucht
       torch braucht pro Tag etwa ein Pfund Lebendfutter.  2019 in der  Vogelstation am Masurenweg aufge-  sich schon seit geraumer Zeit in den Auwiesen vor
               Drei Paare brüten schon     päppelt und anschließend in die Freiheit entlassen   Ramspau anzusiedeln. Ferdinand Baers Bitte, land-
                                           wurde. Jetzt sind zwei von sechs Brutvögeln, nach
       Alle vier Storchenpaare kehrten 2021 nach Regenst-                       wirtschaftliche Flächen entlang des Regens weniger
       auf zurück. Der Horst in der Vogelstation, dessen Un-  offensichtlich erfolgreicher Pflege nach Regenstauf   intensiv zu nutzen und so den Bodenbrütern in dem
       terbau extra verstärkt wurde, war der letzte der wie-  zurückgekehrt. „Darauf sind wir schon ein bisschen   Feuchtgebiet eine Chance zu geben, stößt bei Bür-
       der bezogen wurde. Das liegt vermutlich daran, dass   stolz“, sagt Ferdinand Baer. Andere ehemalige Pfleg-  germeister Schindler auf große Akzeptanz. Weniger
       viele Artgenossen nicht mehr nach Afrika fliegen,   linge der Vogelstation wurden in Horsten in Cham,   intensive Landwirtschaft in diesem sensiblen Raum
       sondern  in  Spanien,  überwintern  sagt  Ferdinand   aber auch in Wolfsburg gesichtet.  schütze nämlich nicht nur Storch oder Kiebitz, son-
       Baer, fachlicher Leiter der Vogelstation in Regenstauf.   Futterangebot ist ausreichend  dern bedeute auch eine Entlastung für die Wasser-
                                           Drei oder vier Storchenpaare können auf den Grün-  qualität des Regens, sagt der Bürgermeister.
                                           flächen des Regentals sich und ihren Nachwuchs gut   (Text: S. Norgall / Markt Regenstauf;
                                           ernähren, ist Baer optimistisch. Sollten sich weitere   Fotos: F. Baer und S. Norgall)
                                           Zuzügler in der Marktgemeinde niederlassen wol-
                                           len, müssten diese bei der Nahrungssuche eventuell
                                           in Richtung Diesenbach oder Eitlbrunn ausweichen,
                                           damit das Futter für alle reicht. Entscheidende Vo-
                                           raussetzung dafür, dass die Elternvögel ihre Jungen
                                           auch aufziehen können, sei allerdings, dass Hunde-
                                           halter beim Spazierengehen in den Regenauen ihre
                                           Hunde vom 15. März bis zum 15. August an der Leine
                                           führten. Störche, die bei der Nahrungssuche gestört
                                           würden, könnten ihre Jungen nicht ausreichend ver-
                                           sorgen. Dann, fürchtet Ferdinand Baer, laufe der Stor-
                                           chennachwuchs im Horst, Gefahr zu verhungern.
                                           Erfreut zeigte sich Ferdinand Baer im Gespräch mit
                                           Bürgermeister Josef Schindler darüber, dass der

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