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Aktuelles






            Bayernwerk testet Pilotprojekt für den Vogelschutz in Regenstauf
       Vogelschutz wird in Regenstauf groß geschrie-
       ben. Das liegt vor allem daran, dass die Bezirksge-
       schäftsstelle des Landesbundes für  Vogelschutz
       (LBV) mit Vogelstation ihren Sitz in der Marktge-
       meinde hat. Die Bayernwerk Netz GmbH (Bayern-
       werk) wiederum steht in Sachen Vogelschutz in                            der dort fehlenden Kontraste können die Vögel
       engem Austausch mit dem LBV.                                             diese Leitungen nur sehr schlecht erkennen. In
       Christian Poppe, Leitungsbeauftragter des Ba-                            Regenstauf wurde allerdings im Bereich der Mit-
       yernwerks, ist Regenstaufer und kennt die Gege-                          telspannungsleitung getestet, weil die örtlichen
       benheiten vor Ort gut. Unter anderem deshalb                             Voraussetzungen für den Probelauf ideal waren.
       wählte das Bayernwerk die Mittelspannungslei-
       tungen, die von den  Wiesen am Diesenbacher
       Steg aus den Regen überqueren, für ein Pilotpro-
       jekt aus. Die LBV-Bezirksgeschäftsstelle befi ndet
       sich in unmittelbarer Nähe. Mit einer Flugdrohne
       wurden 40 Vogelschutzmarker an der Mittelspan-
       nungsleitung angebracht. Großvögel können da-
       durch die Stromleitungen besser erkennen.

                                           Die Drohne startet mit einem weiteren Vogelmarker.
                                           rein akustisch, von einem Bienenschwarm ver-
                                           folgt. Tatsächlich stieg aber fast im Minutentakt
                                           eine speziell für diesen Zweck gebaute Quadro-
                                           kopter-Drohne der Firma Bartke Kennzeichnungs-
                                           systeme auf. Die Drohne ist vergleichsweise klein
                                           und wiegt weniger als zwei Kilo. Mit jedem Flug
                                           brachte die Drohne einen weiteren Marker an der
                                           Stromleitung an. Die rund 30 Zentimeter langen
                                           und elf Zentimeter breiten Marker bestehen aus
                                           Kunststoff. Auf einer  Trägerplatte sind refl ektie-
                                           rende Folien angebracht. Diese Folien strahlen
                                           UV-Licht aus, das von  Wasservögeln besonders
                                           gut wahrgenommen werden kann. Wasservögel
                                           sehen sehr viel schlechter als etwa Greifvögel. Da   Der Drohnenpilot steuert die Drohne von unten an
                                           die Folien auch lumineszieren, leuchten sie in der
                                           Nacht. Das schützt besonders die in der Dunkel-  die Leitung heran.
                                           heit jagenden Greifvögel.            Bürgermeister Josef Schindler verfolgte zusam-
                                           Die Vogelmarker sind mit einer Klammer ausge-  men mit Christoph Bauer, Leiter der LBV-Bezirks-
                                           stattet. Beim Bestücken der Drohne wurde diese   geschäftsstelle, das Anbringen der  Vogelschutz-
                                           Klammer durch einen Mitarbeiter der Spezialfi r-  marker. Bürgermeister Josef Schindler freute sich,
                                           ma gespannt. Berührte die Drohne von unten die   dass Regenstauf für den Test ausgewählt wurde.
                                           Stromleitung, schnappte die Klammer bereits bei   Erst im vergangenen Jahr, erinnerte er, waren an
                                           einem geringen Impuls zu und umgriff die Leitung.  den Leitungen in den Regenwiesen zwei Störche
       Christian Poppe vom Bayernwerk zeigt einen der                           verunglückt.
       Vogelmarker.                        Wie Bayernwerk-Pressesprecher Christian  Mar-
                                           tens erläuterte, kommen Kollisionen von Vögeln   Christoph Bauer betonte: „Alles ist gut, was dem
       Neu bei dem Testlauf war die Befestigung der Vo-  mit Stromleitungen vorwiegend im Hochspan-  Schutz unserer Vögel dient.“ Ihn begeisterte, dass
       gelschutzmarker durch eine Drohne. Nach einem   nungsbereich vor. Hochspannungsleitungen ver-  durch die moderne Drohnentechnologie keine
       ersten Probelauf am  Tag zuvor in Höllriegels-  laufen zumeist oberhalb der Baumgrenze. Wegen   Hubschrauber eingesetzt werden mussten. Die
       kreuth in Oberbayern folgte am 20. Juli durch das                                  Umweltstation des LBV und das
       Bayernwerk der zweite Testlauf in Regenstauf. Das                                  Bayernwerk, sagte Bauer, befän-
       Bayernwerk sicherte Hochspannungsleitungen                                         den sich seit Jahren im Austausch,
       auch bisher schon mit Vogelschutzmarkern. Bis-                                     wie sich der Vogelschutz optimie-
       her  kamen zur Montage  jedoch  Hubschrauber                                       ren lasse. Die meisten Großvögel,
       zum Einsatz.                                                                       sagte Bauer, verunglückten früher
       Wichtige  Voraussetzung für den  Testlauf in Re-                                   in der Nähe der Strommasten. Seit
       genstauf war die  Tatsache, dass die Mittelspan-                                   Netzbetreiber die Übergangsstel-
       nungsleitung vor Ort einen Fluss überquert und                                     len zwischen Mast und Leitung
       deshalb von unten mit konventionellen Mitteln,                                     durch Isolation schützen müssten,
       wie etwa Teleskopstangen, nicht zu erreichen ist.                                  kämen  deutlich  weniger Vögel  zu
       Außerdem befi ndet sich das Regenstaufer Testge-                                    Schaden.
       biet in der Nähe des Bayernwerk-Kundencenters                                      Christian Poppe vom Bayernwerk
       Schwandorf.  Von dort aus kann die neuartige                                       betonte: Durch den Test der neuen
       Technologie mit geringem Aufwand überwacht                                         Vogelschutzmarker  in  Kombinati-
       werden. Sollte sie sich bewähren kann die Befesti-                                 on mit der fl exiblen und umwelt-
       gung mit der Drohne unter bestimmten Voraus-                                       schonenden Alternative zur Befe-
       setzungen eine Alternative zur bisherigen Monta-                                   stigung mit der Flugdrohne geht
       ge mit dem Hubschrauber sein.       Christoph Bauer, Bürgermeister Josef Schindler und  Wolfgang   das Bayernwerk neue Wege beim
       Wer in den Mittagsstunden des 20. Juli in der Nähe   Dumm, Kommunalberater des Bayernwerks (von rechts), beobach-  Natur- und Tierschutz.
       des Diesenbacher Stegs vorbeikam, glaubte sich,   ten die Montage mit der Drohne.  Text/Fotos: S. Norgall / Markt Regenstauf
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