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Aktuelles
In Erinnerung an Angelo Travi
Als er nicht mehr malen konnte, hörte er auf zu leben
mit kommunalen und kulturellen Einrichtungen in Carrara (Bergamo) in Maltechnik, Farbenlehre und
Italien wie den Kommunen Casirate d´Adda, Fara Kunstgeschichte. Nachdem er 1955 als Jahrgangs-
Gera d´Adda, der Stadt Riccione und dem Coro Fior bester abgeschnitten hatte, berief ihn Professor
di Monte aus Zogno, die 2019 zu einem Freund- Contardo Barbieri in seine Meisterklasse. 1958 be-
schaftsvertrag zwischen seinem Heimatort Casi- stand er die Abschlussprüfung an der Accademia
rate und Regenstauf führte, in besonderer Weise Carrara mit Auszeichnung und festigte in den fol-
unterstützt von seinen Alpini-Kameraden, die über genden Jahren seine Fertigkeiten in den Maltech-
viele Jahre hinweg alljährlich auf dem Regenstaufer niken Ölmalerei, Aquarell, Fresko sowie Ölpastell,
Weihnachtsmarkt präsent waren. für deren Beherrschung Angelo Travi in zahlreichen
Wer Angelo Travi kannte, entdeckte in ihm sehr Ausstellungen im In – und Ausland hohe Anerken-
bald einen unerschrockenen Freigeist, der sich ve- nung fand.
hement gegen Denkverbote wandte und der sich
nicht scheute, gegebenenfalls auch anzuecken.
Wer hingegen sein Vertrauen gewann, dem erwies
er sich als umgänglicher und hilfsbereiter Freund,
ein Freund, dessen künstlerisches Lebenswerk und
dessen künstlerischer Erfolg sich als eine Symbiose
aus italienischem Frohsinn und Freiheitsbedürfnis
Am 25. November hat uns der Kunstmaler Ange- einerseits und deutscher Ernsthaftigkeit und Diszi-
lo Travi für immer verlassen. Es starb nach kurzer plin andererseits widerspiegelte, manchmal auch
schwerer Krankheit in seiner Wahlheimat Regens- gepaart mit einem Hauch der melancholischen
burg im Alter von 86 Jahren. Stimmung, die seinen Geburtsort Casirate d´Adda
Der in der Region Regensburg wie auch in seiner zwischen den letzten Alpenbergen und der Po-Ebe-
Heimat, der italienischen Provinz Bergamo, bekann- ne überzieht, wenn der italienische Himmel nicht Angelo Travi (Zweiter von rechts) und seine Brüder
te Künstler und Kunstdozent war einer ganzen Rei- jenes Azur-Blau annimmt, das ein Italienreisender Luigi und Franco Travi sowie Georg Gahr (KuKuMu)
he von Regenstauferinnen und Regenstaufern als sich gewöhnlicher Weise wünscht. Nach seiner künstlerischen Ausbildung führte ihn
persönlicher Freund verbunden und hochgeschätz- Zunächst aber war Angelo Travis Entschluss, ein sein Weg in Etappen weg von der angestammten
tes Ehrenmitglied im Kulturverein KuKuMu. Über 20 Künstlerleben führen zu wollen, wie für jeden seiner Heimat über die Alpen bis in die Donaustadt Re-
Jahre hinweg, unter den Bürgermeistern Dagobert Berufskollegen eine Herausforderung, den richtigen gensburg. Der begeisterte Bergsteiger und frühere
Knott und Siegfried Böhringer, unterstützte und Lebensstil zu finden. Und so begann der 1935 in Radsportler wurde nämlich vom italienischen Staat
bereicherte er als engagierter Kooperationspartner Casirate d‘Adda in der Nähe von Bergamo auf dem den Alpini zugeteilt und nach Südtirol geschickt,
des Markgemeinderats und des Kulturvereins durch Bauernhof seiner Großeltern geborene Künstler als um die dortige Infrastruktur gegen Anschläge zu
seine Ideen und Anregungen die Kontaktpflege Achtzehnjähriger das Studium an der Accademia schützen.
Nachdem er dem Lawinentod nur knapp entron-
nen war, lernte er die Südtirolerin Maria aus dem
Pfitschertal kennen, die er bald darauf heiratete.
Einen als Kurzurlaub geplanten Aufenthalt bei Ver-
wandten seiner Ehefrau in Regensburg verlängerte
er schließlich bis zu seinem Tod in der Donaustadt
und so gehören die Travis des Jahres 2021 mit ih-
ren drei Söhnen, Schwiegertöchtern und Enkeln
inzwischen zu den Alteingesessenen im Norden
Regensburgs. Angelo Travi erwies sich als Glücksfall
der innereuropäischen Migration, für manche von
uns persönlich, für den Kulturverein KuKuMu, für Re-
gensburg und insbesondere auch für Regenstauf –
und zeitweise auch Altmannstein. Er hat zahlreiche
künstlerische und kulturelle Impulse gesetzt, ohne
die wir wahrlich ärmer wären.
Text: Georg Gahr, Ortsheimatpfleger und
Vorsitzenderdes KuKuMu;
Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages mit Casirate d´Adda, Angelo Travi, vierter von rechts Fotos: Georg Gahr und Markt Regenstauf
- 8 - B16 aktuell Januar 2022